Donnerstag, 9. April 2020

Wie geht es Menschen mit Down-Syndrom in Regensburg?


Das wollten wir gerne wissen und haben über den Verein Elternrunde Down-Syndrom Regensburg nachgefragt. Die untenstehenden Antworten haben wir von Annette Purschke erhalten. Ihr Sohn Julius ist 18 Jahre und hat das Down-Syndrom.



Wie heißen Sie?

Ich heiße Annette Purschke.

Haben Sie Kinder (mit Down-Syndrom oder ohne)? (Bevorzugen Sie die Bezeichnung Trisomie 21?) Wenn ja, wie alt sind ihre Kinder?

Ich habe drei Kinder: Unsere Tochter ist 25 Jahre alt, unser Sohn mit Down-Syndrom ist 18 Jahre alt und unser jüngster Sohn ist 12 Jahre alt. Ich spreche eigentlich immer vom Down-Syndrom. Trisomie 21 ist für mich so ein medizinischer Begriff.

Was würden Sie sagen: Unterscheidet sich Julius von anderen Jugendlichen im selben Alter?

Unser Kind unterscheidet sich in erster Linie erst einmal genau wie jedes Kind vom anderen und ist einzigartig. Julius benötigt viel Unterstützung in seinem Alltag und Beaufsichtigung, das ist sicher mit 18 Jahren anders als bei den meisten anderen Jungs in dem Alter. Dafür nimmt er seine Einschränkungen sehr positiv an und ist immer sehr unverstellt. Er ist empathisch und ehrlich und kann sich auch über Kleinigkeiten sehr freuen. Er sucht immer Möglichkeiten und findet immer eine Lösung, egal wie eingeschränkt seine Möglichkeiten sind: Aus einem Papierschnipsel wird immer ein Kunstwerk, das Erreichen des Ziels bei einem Laufwettbewerb feiert er immer wie einen kleinen Olympiasieg – auch wenn er als Letzter einläuft, notfalls ist der Weg das Ziel :)


Wie erleben Sie die Gesellschaft im Umgang mit behinderten Menschen/Kindern?
Gibt es ein konkretes Beispiel, das Sie mit uns teilen möchten?

Viele sind sehr unsicher und kennen leider keine Menschen mit Down-Syndrom. Das macht es immer schwer. Da Julius nicht im Kindergarten oder in der Schule an unserem Wohnort war, ist es nicht so leicht, Kontakte zu knüpfen. Wenn man aber Berührungspunkte schafft, ist Julius jemand, der gerne auf andere Menschen zugeht und es kommen immer sehr nette Begegnungen zustande. Zum Beispiel  Veranstaltungen mit Musik, bei denen Julius sofort und gerne anfängt zu tanzen. Selten ist er dann lange alleine. Seine offene Art verbindet. Julius ist in der integrativen Laufgruppe des LLC, es ist immer so schön zu sehen, wie schön dieses Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten ist. Wenn er mit seiner Laufpartnerin Anja unterwegs ist, bekommt er quasi Flügel und legt mit ihr  ungeahnte Strecken zurück. Es motiviert ihn so sehr, in Gesellschaft zu sein und mit anderen etwas zusammen zu machen.


Wenn Sie drei Wünsche bei einer guten Fee frei hätten, was würde Sie sich wünschen?

1. Wunsch: Mehr wohnortnahe Möglichkeiten und lebenslange Bildung für unsere Kinder, damit sie ihre Potentiale voll entfalten können. 
2. Wunsch: Kinder mit Down-Syndrom sollen nicht immer nach ihren Einschränkungen beurteilt werden, sondern es sollten ihre Fähigkeiten gesehen werden. 
3. Wunsch: Menschen mit Down-Syndrom haben viel zu geben, lernt sie kennen und lasst uns gegenseitig voneinander lernen.